Das Naturschutzreservat Scandola liegt zwischen Calvi und Porto an der Westküste Korsikas. Es gehört seit 1983 zum UNESCO-Welterbe. Insgesamt gibt es auf der Erde 203 Weltnaturerben, zwei davon in Frankreich. Nebst Scandola gehört nur noch der Mont Perdu in den Pyrenäen zu dieser exklusiven Liste Frankreichs. In der Tat versetzt das Naturreservat Scandola seine Besucher ins Staunen. Steile, rote Felsen ragen aus dem glasklaren Meer herauf und weisen oft bizarre Formen auf. Das Gebiet erreicht man nur zu Fuß oder vom Meer aus. Auf den roten Rhyolit-Säulen nisten immer noch einige Seeadlerpaare. Die Robben sind allerdings schon vor vielen Jahren verschwunden. Dafür weist die Unterwasserwelt eine im Mittelmeerraum einzigartige Artenvielfalt auf. Angeln ist streng verboten! Mit Taucherbrille und Schnorchel kann man die Meeresfauna aber in seiner ganzen Pracht bestaunen. Ausflugsboote fahren ab Calvi, Galéria, Porto und Ajaccio nach Scandola. Mit der Firma Colombo Lines unternehmen auch viele Gäste des Feriendorfs eine Fahrt in dieses Naturparadies. Auch wir waren schon mehrere Male dabei.

Dieses Jahr wollten wir – nebst mir meine Frau Gloria und meine beiden Töchter Alina (6) und Luana (4) – Scandola einmal auf eigene Faust entdecken. Daher mieteten wir bei der Firma Tra Mare e Monti ein 6-PS-Boot, welches man ohne Führerschein lenken darf. Morgens um neun Uhr trafen wir im Büro in Galéria ein, wo wir die Formalitäten erledigten und den Mietpreis bezahlten. Die Tagesmiete beträgt 150 Euro, zuzüglich Spritkosten, die nach der Rückfahrt berechnet werden. Bei uns kam dies auf 20 Euro zu stehen. Unsere Kinder konnten eine Schwimmweste anprobieren. Dann ging es weiter zum Hafen, wo man uns zum Boot führte. Ich war erfreut, dass wir ein richtiges Hartschalenboot bekamen. Bei früheren Bootsmieten im Golf von Valinco bekamen wir jeweils ein Zodiac-Schlauchboot. Wir erhielten eine kurze Einführung in die Bedienung des Bootes, dann ging es los.

Mit rund 15 Stundenkilometern – ich hatte mein Garmin Oregon 300 dabei und zeichnete die ganze Route auf – fuhren wir entlang der Küste Richtung Scandola. Die Kinder genossen die Fahrt sehr und wechselten sich beim Lenken des Bootes ab. Als wir das Naturschutzgebiet erreichten, übernahm ich das Steuer und folgte dem Küstenverlauf nahe am Ufer. Die Felsformationen wirken aus dieser Distanz noch beeindruckender! Man kann in jede kleine Bucht hineinfahren. Am Mittag schalteten wir den Motor aus und aßen unser Baguette und den Lonzu. Danach ging es weiter! Auf den Nachmittag hin wurde die See etwas rauer und wir machten uns auf die Rückfahrt. Hier wählten wir den direkten Weg weiter draußen im Meer. Das Einparken im Hafen gelang auf Anhieb und mir wurde zu meinem „pied marin“ gratuliert! Als wir wieder an Land waren, merkten wir, dass wir richtig müde waren. Zur Erholung setzten wir uns in ein Café und genossen ein herrliches Eis.

Meine Tipps für die Bootstour: Frühzeitig reservieren, viel Wasser mitnehmen (1 große Flasche pro Person), Mittagsverpflegung einpacken, auf sehr guten Sonnenschutz (Hut, Brille, T-Shirt, Sonnencrème, etc.) achten, Bade- und Schnorchelsachen mitnehmen, Handy und Fotoapparat (beides vollgeladen) nicht vergessen! Viel Spass!

Martin Lendi,
Schweizer Gast