Der „Störrischer Esel“ auf Korsika feiert 2019 sein 60-jähriges Jubiläum. Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren.

Galiamipolataelone mit italienischem Landschinken, Auberginenröllchen mit Mozzarella, Geflügelroulade mit Cumberland-Sauce – eine solche Speisenfolge würde man wohl in einem Haubenrestaurant erwarten, nicht aber in einem Bergsteigerdorf auf Korsika. Der „Störrische Esel“ in der Bucht von Calvi feiert nächstes Jahr sein 60-jähriges Jubiläum. Den will man einerseits mit Kleinkunst zelebrieren andererseits mit exklusiven Gaumenfreuden. Deshalb hat Personalchef Wolfgang Auer schon heuer den Haubenkoch Reinhold „Reini“ Thalhammer engagiert, der in europäischen Spitzenrestaurants am Werk war, zuletzt am Predigtstuhl in Bad Reichenhall.

Seit „Reini“ für den „Störrischen Esel“ den Kochlöffel schwingt, wird er mehrmals am Tag mit der Frage konfrontiert, warum sich ein Sternekoch in ein Alpinisten-Camp „verirrt“: Denn das Feriendorf wurde 1959 von Vorarlberger Bergsteigern als „Basislager“ für ihre alpinen Touren gegründet und geführte Berg-, Kletter- und Radtouren prägen auch heute noch das vielfältige Programm, das den Gästen des Feriendorfs geboten wird. „Reini“ Thalhammers Antwort auf neugierige Fragen ist überraschend einfach: „Ich habe eine neue Herausforderung gesucht und gefunden.“ Im Feriendorf herrsche eine familiäre Kameradschaft, die sich deutlich unterscheidet von den Umgangsformen wie etwa im Formel-1-Zirkus. Dort war der gebürtige Oberösterreicher für verschiedene Rennställe tätig, zuletzt auch für Bernie Ecclestone selbst.

Der neue Chefkoch bevorzugt eine „alpin-mediterrane Küche“, mit der er unter Bergsteigern überraschende Geschmackserlebnisse auszulösen versteht. Aber man muss durchaus kein extremer Bergsteiger sein, um das Angebot des Feriendorfes genießen zu können. So wurde der „Fuhrpark“ heuer durch moderne E-Bikes ergänzt, die es auch Ungeübten erlauben, das Inselinnere Korsikas auf zwei Rädern zu erkunden. Da bieten sich vor allem die Dörfer der Balagne an, jener Region, deren Hauptstadt Calvi ist. Vor dem Start passt Radprofi Gerald die Bikes der Körpergröße der Gäste an und hält vollgeladene Akkus bereit. Eine der beliebtesten Touren ist die Runde vom „Störrischen Esel“ über Calenzana hinauf nach Montemaggiore. Von dort aus bietet sich ein atemberaubender Panoramablick über die Bucht von Calvi. Jetzt hat man schon eine gewisse Höhe erstrampelt, sodass die Fahrt hinüber nach Sant’Antonino nicht nicht mehr allzu anstrengend ist. In diesem Bergdorf warten Zitronen- und Pampelmusensaft sowie ein legendärer Cappuccino als Labung, bevor es über Lumio zurück ins Feriendorf geht.

Ein lohnenswerter Ausflug ohne die Muskelkraft zu strapazieren, ist der mit einer traditionsreichen Schmalspurbahn in das malerische Fischerdorf Ile Rousse. Den Hauptplatz beherrscht eine Büste von Pasquale de Paoli, dem korsischen Unabhängigkeitskämpfer. Rundherum sind die Straßenzüge schachbrettartig wie in einer Kolonialstadt angeordnet und laden mit ihren Cafés, Restaurants und Geschäften zum Bummeln ein. Besonders sehenswert ist die überdachte Markthalle aus dem 19. Jahrhundert mit ihren hohen Säulen, unter denen am Morgen frisches Gemüse und andere Produkte aus der Region Balagne gekauft werden.

Im „Störrischen Esel“ ist es so Sitte, dass man sich abends in der „Spelunca“ trifft um sich dort über das tagsüber Erlebte auszutauschen. Oder man erfreut sich der Darbietungen auf der Showbühne. Denn Fernseher sucht man in den Bungalows vergeblich – man vermisst ihn aber auch nicht. Im Bergsteigerdorf steht die Geselligkeit im Vordergrund.

Quelle: Kleine Zeitung, 27. Mai 2018,
Robert Benedikt, Journalist