Wer gerne am Meer und gleichzeitig in einer wunderbaren Bergwelt urlauben möchte, der weiß, dass Korsika auf so einer Liste ganz oben steht. Auf dieser faszinierenden Insel im Mittelmeer hat man eben beides, und dem nicht genug, gibt es nebenbei noch die sensationellen Gumpen.

Der erste Besuch dieser Insel liegt nun bereits fast 10 Jahre zurück. Allein der Auftakt mit der Fähre ist ein besonderes Highlight, so bereisten wir etliche Male die Insel mit dem Bus, und waren kreuz und quer auf den verschiedensten Campingplätzen unterwegs. Irgendwann streift man natürlich auch die Balagne rund um Calvi, doch „Das behalten wir uns für den nächsten Urlaub im Talon“. Im Jahr 2015 dann, nach einer 10-tägigen Wanderpilgerei in den heimatlichen Bergen: „So, eine Woche Korsika wäre schon noch was richtig Geiles?!“ Passt, auf zum Störrischen Esel nach Korsika – schnell ein C-Hütterl gebucht und ab ging‘s mit dem Flieger von Salzburg direkt nach Calvi. Bereits beim Verlassen des Flugzeuges wird man eingehüllt in diesen unverwechselbaren, herrlichen Macchiaduft – Yes. Ich erinnere mich noch ganz genau an diese Aufbruchsstimmung, der erste Blick hinaus vom Fenster des Transferbusses hinauf zum Capu di a Veta, als der Guide berichtete, dass dies der „Berg der Österreicher“ sei. Dann der Aperitif im Feriendorf: „Grangnwasser“ – traumhaft…

Nun, heuer mit unserem kleinen Sonnenschein Finn, sind wir wieder hier, in diesem vertrauten Feriendorf „ban Esel“. Er fühlt sich sichtlich wohl und wir mit ihm. Interessant, es fühlt sich einfach heimelig an „da Unten“, sind es die liebevoll angelegten Gärten, das satte Grün des Rasens, die Bäume und Sträucher, der betörende Duft, die freundlichen Mitarbeiter, die köstliche Speiserei. Für Finn natürlich die überaus charmante Uschi und Thierry mit dem geheimnisvollen Clubcar 😉 Nicht zuletzt die einfachen C-Hütterl. Die haben es mir sowieso angetan, wie soll ich sagen, hier „spürt“ man irgendwie die Geschichte dieser Anlage. Auch der Blick direkt, von der Anlage hinauf zum Capu di a Veta und das sensationelle Licht am Abend, wenn die Sonne zwischen den Kiefern untergeht!

Nicht zuletzt, einen wesentlichen Teil des Reizes von diesem Gesamtpaket, ist dem Aktivprogramm zuzuschreiben – für mich eben ganz speziell die 5-Esel-Touren! Schon beim Lesen dieser Tourenbeschreibung, geht es mit mir durch und spätestens beim Zuhören und Bilder-Schauen beim Touren-Info-Tisch gibt es kein Halten mehr 😉 Und irgendwann ist er dann da, dieser Freitag! Nach einer kurzen Nacht in der Waagerechten findet sich die Truppe, fast noch ein wenig verschlafen, beim Frühfrühstück ein, mit samt unserem Guide Edgar. Edgar, ein braungebrannter, überaus sportlicher und sehr charismatischer Typ, wie er im Buche steht – ein sensationeller „Monn“ eben – der passt in die korsische Bergwelt, wie die Faust aufs Auge. Das vorbestellte Lunchpaket mit samt dem ausgefassten Abseil-Achter im Gepäck befinden wir uns alsbald im Taxibus. Die Truppe ein wenig kennenlernend, neben traumhaftem Sonnenaufgang in der Region Ile Rousse geht es zum Ausgangspunkt: Le Fer du Cheval am Col de Verghio. Fit und neugierig auf die kommenden Wegpassagen starten wir nach einer kurzen Routenbeschreibung von Edgar die heutige Bergtour. Die Temperatur frühmorgens um 7:00 Uhr in dieser Höhe ist richtig angenehm. So geht es vorbei an der Bergeries de Radule und uralten Larriciokiefern hinein in das Golotal. Eine erste kurze Trinkpause neben den einladenden Badegumpen des Golo. Es schweift der erste Blick zurück auf das heutige Ziel: Die Paglia Orba! Noch nicht komplett sichtbar, dafür aber der Capu Tafunatu westlich davon. Zügig geht es vorbei am Transhumance-Weg zurück zum Refuge de Ciottulu di Mori – einem GR20 Stützpunkt. Gestärkt ziehen wir weiter zum Col des Maures. Gespannt erwarte ich die Kletterstellen über den Südwest-Rücken der Paglia Orba. Sensationell der Blick hinüber zum Felsenloch des Capu Tafunatu. In der Ferne grüßt das Capu Rosso. Die Gruppe ist gut drauf und so meistern wir die griffigen Passagen mit echter Freude.


 
Es macht sich ein Glücksgefühl breit, als wir am Vorgipfel ankommen. Ein kurzes Stück bergab und weiter über den flachen Rücken hin zum zierlichen Gipfelkreuz der Paglia Orba – Herrisch! Ein kräftiges Berg-Heil gibt dem Gipfelglück den Rest. Der Blick schweift über die Punta Minuta hinweg zum Höchsten der Insel: dem Monte Cinto, weiter zu den markanten Felszähnen südlich des Monte Albanu mit dem im Hintergrund schimmernden Calacuccia-Stausee – was für ein Ausblick!

Das Lunchpaket wird verzehrt. Ein obligatorisches Gipfelfoto muss natürlich her, dann befinden wir uns schon wieder im Abstieg. Nächstes Highlight: Hin zu den Südabstürzen der Paglia Orba zu den Abseilhaken! Ruck zuck wird einer nach dem anderen über den Kamin und die Verschneidung abgeseilt. Schnell geht es talwärts über die Schottersteine. Vorbei an der Bocca di Foggialle treffen wir auf GR20-Wanderer. Der Rundweg schließt sich kurz vorm Ankommen beim sehnlichst erwarteten nächsten Highlight dieser Tour – generell nach Bergtouren – das Eintauchen in die erfrischenden, glasklaren Badegumpen des Golobaches.

Eine kurze Rast nachher am warmen Felsen, so richtig zufrieden daliegend scheint es, als wäre man neu geboren! Ein Kälteschrei anderer Badegäste lässt einen wieder aus dem Halbschlafe auftaumeln 😉 und so geht es weiter bei jetzt echt drückender Schwüle hin zum Ausgangspunkt, bei dem unser Taxichauffeur bereits auf uns wartet – Organisation top! Müde („Gesund miad“ sagen wir dazu) geht es zurück ins Feriendorf, vorerst aber noch ein kurzer Zwischenstopp, um auf die gelungene Bergtour anzustoßen: Geht nicht besser, als in einer kleinen Kneippe am Weg und das Ganze bei einem Glas Perroquet!

Die nächsten Tage waren gespickt von Genuss und „Schindn“: Wanderungen bei rekordverdächtiger Hitze, (Danke Ortwin für den schattenspendenden Wander-Tipp auf den Monte San Petrone!) mit anschließender, sozusagen Abkühlung im Meer. Gumpen-Baden im Fango, Radln und Strandbaden bei neu entdeckten Kieselstränden – ein richtiges Kontrastprogramm eben!

„Korsika mit seinem Störrischen Esel – wir kommen wieder – immer wieder – Juhui“

Christian Hettegger, im Juni 2019